Umweltfreundlicher Schutz der Frühkirschen vor Vogelfraß
Fortsetzung Projektreferat auf der lokalen Agenda 21 in Rheurdt
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Dieses hätte meiner Ansicht nach folgende Vorteile:

Die Vogelschwärme (Stare, Tauben, Krähen) würden die in Siedlungsgebieten stehenden Fruchtkir-schen weniger anfliegen, da sie in der ruhigen, geschützten freien Landschaft genug Nahrung vorfinden.
Die Industrie wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich elektronische Vogelscheuchen entwickeln, die die Früchte wirksam vor Vogelfraß schützen. Die Vögel würden aber kein alternatives Nahrungsangebot vorfinden, wenn keine entsprechenden Wildkirschen vorhanden sind.
Da die Insektizidspritzung gegen die Maden der Kirschfruchtfliege seit dem 01. Juli 2001 nicht mehr zulässig ist, muss mit stärkerem Madenbefall der Kirsche in Zukunft gerechnet werden.
Frühkirschen werden im hiesigen Bereich klimatisch bedingt von der Fruchtfliege nicht befallen.
Ein Überangebot an spätreifenden Kultur- und Wildkirschen, das nicht geerntet bzw. nicht gefressen wird, trägt zur weiteren und stärkeren Verbreitung der Kirschfruchtfliegen bei.
Auch die Verbreitung von Monilia und Botrytis wird durch das Hängenbleiben der Früchte gefördert.
Der verstärkte Anbau von Wildkirschen zur Edelholzgewinnung und zur Landschaftsbegrünung und die einseitige Anpflanzung von spätreifenden Kulturkirschen werden in den nächsten Jahren wahrscheinlich den gleichen negativen Effekt bewirken, den wir zur Zeit mit der Massentierhaltung erleben, welche ohne prophylaktische, pharmazeutische Therapien kaum möglich ist.
Bei einer über 9 Wochen andauernden Fruchtreife der Wild- und Kulturkirschen würden die negativen Folgen bestimmt gemildert.
Gemäß dem Sinnspruch: „Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennen, um im Heute zu handeln“ wäre es wünschenswert, dass unser Anliegen als Zukunftsprojekt der Agenda 21 zum Tragen kommt.

Auf mein Schreiben vom 06.08.2001 an die Forstgenbank NRW in Arnsberg unter Leitung von Herrn Hans-Peter Schmitt zwecks Züchtung von frühreifenden Wildkirschen wurde dieses von ihm an die Forstbiologische Fakultät Tharandt in Sachsen weitergeleitet.
Dort wird jetzt unter Prof. Dr. Roeloffs, Forstbiologe und Zoologe, wissenschaftlich die Heranzüchtung von frühreifenden Wildkirschen betrieben, die später in der freien Natur zur Holzgewinnung angepflanzt werden können. Zur Heranzucht werden nach dortiger Aussage ca. 10 Jahre benötigt. Weitere 12-15 Jahre sind dann noch von der Pflanzung bis zum ausreichenden Fruchten der Bäume als Vogelnahrung nötig.

Ich bin der Meinung, dass ab sofort schon veredelte Bäume in kleinen Gruppen in der Landschaft ausgepflanzt werden sollten, da bis zu ersten Erfolgen des Wildkirschenprogramms eine sehr grosse Zeitspanne nötig ist. Dagegen haben die Fruchtkirschen 10-12 Jahre nach der Pflanzung schon gute Erträge. Da sie in Parks und an Straßen doch nur zur Begrünung der Landschaft und weniger zur Nutzholzgewinnung angepflanzt werden und veredelte Bäume nur einen geringen Mehrpreis kosten, kann ich die umgehende Anpflanzung wegen des hohen ökonomischen und ökologischen Nutzens nur empfehlen. Bei der Sortenauswahl muss allerdings auf Befruchtersorten und auf eine folgernde Reifezeit der Sorten Rücksicht genommen werden. Die Jungbäume sollten erst bei einer Höhe von 2,00–2,20m mit den Seitenästen beginnen, damit bei tragenden Jungbäumen die Äste nicht von Kindern und junggebliebenen Erwachsenen beim Naschen abgerissen oder abgebrochen und der Kronenaufbau dadurch gestört wird.
Zur Sortenauswahl wäre zu sagen:
Da die Früchte nicht zur Vermarktung bestimmt sind, spielt die Größe der Frucht, ihr Geschmack und Aussehen keine Rolle (jedoch platz- und fäulnisfest). Sorten auf langlebigen, gesunden, großen Bäumen mit möglichst spätfrostverträglichen Blüten und platzfesten Früchten sollten bevorzugt angebaut werden. Bei Befruchtersorten muss auf gleichzeitigen Blütezeitpunkt geachtet werden.
Selbstfruchtbare Sorten: Celeste, Stella, New Star.
Zur Zeit sind in Baumschulen kaum Frühsorten erhältlich.
Das Angebot an Frühsorten würde bei zunehmender Nachfrage auch wieder größer und lukrativer.

Auf der nachfolgenden Seite habe ich eine Übersicht frühreifender Kirschen mit ihren Beschaffenheiten und Eigenschaften zusammen gestellt.

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Autor: Wilhelm Pannenbecker   E-mail: w.pannenbecker@kirschkampshof.de    Internet: www.kirschkampshof.de