Umweltfreundlicher Schutz der Frühkirschen vor Vogelfraß
Projektreferat auf der lokalen Agenda 21 in Rheurdt
(W. Pannenbecker)
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Meine Vorstellungen zum langfristigen umweltfreundlichen Schutz der frühreifenden Fruchtkirschen vor Vogelfraß möchte ich nachfolgend darlegen:

Ich habe auf einem Streuobstwiesengelände von 2,5 ha u.a. über 100 Kirschbäume, die als Sorten-sammlung aus über 60 Sorten Süßkirschen besteht. Ca. 50 Bäume in 30 Sorten reifen in der 1. bis 5. Kirschwoche. Diese Frühkirschen konnten in den letzten Jahren infolge Vogelfraßes nicht mehr geerntet werden.

Dass heute kaum noch jemand Frühkirschen der 1. bis 4. Reifewoche ernten kann, hat nach meiner Beobachtung der zurückliegenden 50 Jahre folgende Gründe:
Bis in die 50er Jahre fand man auf jedem Bauernhof und in großen Gärten von Privatleuten etliche Kirschbäume. Darunter befanden sich zur Hälfte Sorten der 1. bis 4. Reifewoche. Die Gründe für den hohen Anteil der Frühkirschen am Gesamtbestand waren hier die fehlenden oder geringen Importe an preiswerten Kirschen aus dem Ausland sowie die Tatsache, dass es das erste heimische Baumobst des Jahres für den Verbraucher war. Außerdem werden die Frühkirschen nicht von der Kirschfruchtfliege befallen, da aus hiesigen klimatischen Gründen die Eiablage der Fliege erst auf den gelben Früchten der Spätsorten geschieht. Kirschen aus südlichen Gefilden dagegen können nur durch Spritzung mit Insektiziden madenfrei gehalten werden.
In früheren Jahren konnte man aufgrund der breitgestreuten Vielzahl der Frühkirschbäume trotz Vogelfraßes immer noch reichlich Früchte ernten.
Heute sind auf den wenigen Altbäumen und den äußerst geringen Nachpflanzungen kaum noch Ernten möglich, da die Kirschen schon vor der Vollreife von den Vögeln abgefressen werden.
Der Rückgang der Baumpflanzungen von Frühkirschen geschah aus der Erkenntnis der Baumschul- und landwirtschaftlichen Beratung sowie der Kaufinteressenten, dass die Spätsorten weitgehend vom Vogelfraß verschont blieben. Dies hat dazu geführt, dass Kirschbäume mit Frühsorten kaum noch vermehrt und verkauft wurden.
Die Kirschen ab der 5. Reifewoche werden kaum noch von den Vögeln angenommen, da ab diesem Zeitpunkt die Wild- oder Vogelkirschen reif sind und ihnen in reichlichem Maße zur Verfügung stehen.

Um aus der derzeitigen Situation auf langfristige Sicht heraus zu kommen, habe ich in der hiesigen Gemeinde vorgeschlagen, als Ablenkungspflanzung in breit gestreuter Form frühreifende Frucht- kirschen der 1. bis 4. Reifewoche in kleinen Gruppen auf gemeindeeigenem und privatem Gelände im Außenbereich anzupflanzen. Auf den Schaephuysener Höhen habe ich im Frühjahr 2002 bereits eine grössere Anzahl führeifende Süsskirschen auf dort wachsende Wildkirschen veredelt.

Um hier jedoch eine ökonomisch und ökologisch wirksame Änderung der derzeitigen Situation landes- bzw. bundesweit zu erreichen, muss in Zukunft auch Pflanzmaterial von Wildkirschen zur Verfügung stehen, deren Früchte parallel mit den Fruchtkirschen in der 1. bis 4. Reifewoche reifen.

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Autor: Wilhelm Pannenbecker   E-mail: w.pannenbecker@kirschkampshof.de    Internet: www.kirschkampshof.de